Liebe G20 Gipfel Aktivistin,
gerade habe ich dich im Fernsehen gesehen.
Dich und hundert andere.
Deinen Nachbarn, deiner Uni oder deinen Arbeitgebern, wird spätestens heute nach den Spätnachrichten bekannt sein: du warst dabei. Du wirst keine Gelegenheit haben für Erklärungen oder das Zurückweisen öffentlicher Anschuldigungen. Sie werden dich, beäugen, ächten, mit dem Finger auf dich zeigen, dich entlassen, sich entfreunden, dich für untragbar halten oder dich einfach hinaus werfen. Deine Familie wird sich für dich schämen oder mit dir sein.
Und ich? Ich werde mit dir sein. Ich konnte nicht sehen, was genau du getan hast, aber ich weiß, dass du an diesem Tag auch für mich dabei gewesen bist. Für mich, meinen Sohn, seine Freunde, seine zukünftige Familie und die Familien meiner Freunde.
Ich möchte mich dafür bei dir bedanken und dir meine Anteilnahme senden, für die Repressalien, die nun durch die Veröffentlichung irgendwelcher Bilder auf dich zukommen. Ich gehe davon aus, dass du keinen Laden geplündert und auch niemanden verletzt hast. Du hattest schwarze Klamotten an, so wie ich jeden Tag und bist gerannt, weil es die Situation erfordert hat.
Sicher kann sich die Polizistin, die ebenso wie du dabei war, jedoch aus ihrer Rolle als Polizistin heraus agiert hat, wie keine zweite, nicht annähernd vorstellen, welche ungeheuerliche Aktion die Veröffentlichung deiner und nicht ihrer Bilder darstellt.
Leider bin ich nicht wortgewandt genug, um das auszudrücken was ich gerade empfinde.
Aber ich stelle fest, die Folgen dieser Aktion des Gipfelprotests wie auch der nun folgenden Polizeiaktion sind unfassbar…